Der Unterricht bei Guo Bingsens Meister

Wurde Qigong früher normalerweise nur im Einzelunterricht weiter gegeben, so hatte der Meister von Guo Bingsen bereits eine Art ‚kontrollierter Öffnung‘ – Unterricht in der Gruppe nach persönlicher Auswahl der Schüler – eingeführt.

Nicht der gesamte Kurs fand zu festen Zeiten statt, sondern jeder Schüler erhielt eine Uhrzeit, zu der er in den Kurs kommen sollte. Wenn also ein Schüler in der Wohnung des Meisters ankam, dann standen dort bereits andere in den Positionen ihrer jeweiligen Nei Jing Gong Übung.

Alle übte mit dem Gesicht zur Wand, nicht zum Raum oder zu den anderen Schülern hin.

Auch kannten sich die Schüler untereinander kaum: da sie ja zu unterschiedlichen Zeiten ankamen, verließen sie die Wohnung nach Beendigung ihrer Übung auch wieder zu verschiedenen Zeiten.

Die jeweilige neue Übung wurde dem Schüler zunächst nur ein Mal erklärt. Hatte sich der Schüler nicht alles gemerkt, wurde er aufgefordert, doch noch einmal selber nachzudenken. Erst, wenn sich der Schüler tatsächlich nicht an alles erinnern konnte, half ihm der Meister weiter.

Wollte sich ein Schüler im Kurs Notizen zu den Übungen machen, unterbrach der Meister dies und fragte ihn, wozu er denn seinen Kopf habe.

Schüler, die zunächst gut, später aber – aus welchen Gründen auch immer – , nicht mehr gut praktizierten, legte der Meister in aller Freundlichkeit nahe, nicht weiter an seinem Kurs teilzunehmen.


Normalerweise sind die Kursteilnehmer der Dao Yuan Schule sehr froh, dass hier nicht nach den Methoden des Meisters von Guo Bingsen unterrichtet wird.

Nur einmal geschah es, dass ein recht junger Teilnehmer bei der Schilderung dieser Methoden einen Gesichtsausdruck an den Tag lege, als würde ihm etwas vorenthalten. Daraufhin übten alle Teilnehmer dieses Kurses mit dem Gesicht zur Wand: und siehe da, sie empfanden dieses von visuellen Eindrücken unbehelligte Üben als sehr angenehm!


Oft geschieht es in den Kursen, dass sich die Teilnehmer darüber unterhalten, wie denn nun eine spezielle Übung genau zu praktizieren sei. Meistens setzen sich dabei diejenigen unter den Schülern durch, die ihre Auffassung mit Leitungsanspruch vertreten. Leider ist dies nicht immer die richtige Auffassung. So kommt es dann dazu, dass Schüler nicht nur ihre eigenen Fehler machen, sondern auch noch die der Person mit der größten Überzeugungkraft.

Die Dao Yuan Schule unterrichtet das Fan Teng Gong nicht in Klassen (in denen alle gleichzeitig die selbe Übung lernen), sondern in Binnendifferenzierung. Dies führt dazu, dass manchmal nur ein Schüler eine neue Übung erhält, manchmal eine Kleingruppe von Schülern. Interessanterweise fällt es allen Schülern leichter, sich eine neue Übung zu merken, wenn sie einzeln unterrichtet werden.

Viele zücken sofort Papier und Bleistift, nachdem ihnen eine neue Übung erklärt wurde. Nachher stellen sie fest, dass sie das meiste von dem, was sie da niedergeschrieben haben, selber gar nicht mehr verstehen, oder dass es zumindest fehlerhaft war. – Man ‚hat‘ eine Übung erst, wenn sie nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper angekommen ist. Meister Guo pflegt dazu zu sagen: ‚Was auf dem Papier steht, gehört dem Papier. Nur was Du Dir merkst, gehört Dir selber.‘

Die Kursteilnehmer der Dao Yuan Schule schätzen es, sich in den Pausen zu unterhalten, Erfahrungen auszutauschen, sich kennen zu lernen. Nicht selten wird man hier auch daran erinnert, dass der Markt der Möglichkeiten groß ist. Manchmal führt dies zu Ablenkungen, zur Verringerung der Konzentration auf das Qigong, das sie gerade erlernen.


Vom Ergebnis her scheint manches für den Unterrichtsstil des Meisters von Guo Bingsen zu sprechen.

Jedoch leben wir im Westen in einer anderen Welt, wir sind anders aufgewachsen, anders erzogen, unterliegen anderen gesellschaftlichen Trends als Chinesen des letzten Jahrhunderts oder gar der Zeit davor.

So hat jeder seinen eigenen Weg zum und im Qigong.

Infos zum Nei Jing Gong, dem Qigong, das Guo Bingsen bei seinem Meister erlernt hat, finden Sie auf der Seite zu den Kursinhalten der Dao Yuan Schule.