Jing, Qi, Shen

Einige daoistische Schulen legen Wert darauf, Jing in Qi zu transformieren, um so den Prozess der Transformation von Jing (Essenz) zu Qi (Energie-Materie) zu Shen (Geist) zu Xu (Leere, dem Dao korrespondierend) zu unterstützen.

Manche verstehen dabei unter ‚Jing‘ den Speichel, der sich beim Üben im Mund bilden kann (‚reines Jing‘ im Verständnis des Qigong), andere verstehen darunter die sexuellen Flüssigkeiten (‚trübes Jing‘ im Verständnis des Qigong).

Im zweiten Fall geht es bei Männern insbesondere darum, Ejakulationen zu vermeiden. Jing-Verlust ist immer auch Qi-Verlust. Dieses Thema interessiert einige Schüler manchmal ganz besonders.

Wenn Meister Guo dann aber mehr zu dieser Methode erzählt, flaut das Interesse recht schnell wieder ab: es müssen dafür Übungen praktiziert werden, die das männliche Genitale verkleinern, so dass Geschlechtsverkehr nicht mehr möglich ist. Einmal haben wir in einem daoistischen Kloster Bekanntschaft mit einem noch recht jungen Daoisten gemacht, der Meister Guo ganz stolz von diesem seinem Ergebnis berichtete. (Kaum haben die vorher sehr interessierten Herren Kursteilnehmer das gehört, schlägt das vorherige Interesse üblicherweise um in sichtbare Zurückweisung derartiger Ansinnen.)

Frauen praktizieren Übungen, welche die Brüste verkleinern und die Regel unterbinden. Schwangerschaften sind dann nicht mehr möglich und auch das sexuelle Verlangen verschwindet.

Die Übungen des Qigong sind sehr variantenreich, nicht jede daoistische Schule verlangt Derartiges als Basis für weitere Fortschritte.

Meister Guo Bingsen unterrichtet an Absolventen des Nei Jing Gong-3 eine daoistische Sitzmeditation zur Kultivierung des Geistes (Shen). Diese Übungsreihe soll auf Lao Zi zurück gehen. Von der oben genannten Art der Transformation von Jing in Qi ist darin nicht die Rede.

Während im Fan Teng Gong und im Nei Jing Gong relativ schnell Ergebnisse zu erreichen sind (im Fan Teng Gong zeigen sich erste Reaktionen manchmal bereits während der ersten fünf bis zehn Minuten, in denen man es praktiziert), verlangen diese Übungen zur Kultivierung des Shen bedeutend mehr Zeit: 20 Jahre, 30 Jahre, 40 Jahre – und mehr.

Diese sehr fortgeschrittenen Übungen können verschiedene Manifestationen des Shen entwickeln. Es handelt sich um den Versuch der Transformation in eine höhere Seinsweise.

Sollten sich manche Leser für weitere Informationen zu dieser Methode interessieren, sie sind auf einer Seite der Dao Yuan Schule zu finden. Manche mögen sie etwas konfus und abgefahren finden, andere mögen sich davon angesprochen fühlen.

Zum Thema ‚Qi‘ in seinem Verständnis als Energie-Materie finden Sie unter dem vorgenannten Link weitere Informationen.

Im 21. Kapitel de Dao De Jing behandelt Lao Zi die Entstehung von Jing aus dem Dao. Diese findet eine Parallele in der Entstehung von Reinem Jing während des Übens.

Reines Jing kann sich bereits in der Praxis des Fan Teng Gong bilden, in Form von vermehrtem Speichel in der Mundhöhle. Diesen schluckt man in der Vorstellung in drei Schlucken bis hinunter zum Unterbauch. Dort wird dieses Reine Jing in Qi transformiert und als solches zusammen mit dem im Üben direkt aufgenommenen Qi gespeichert.