"Langlebigkeit" - Kalligraphie von Lü Dong Bing, Baiyun Guan, Beijing

Erfahrungsbericht einer Fan Teng Gong-Schülerin der Dao Yuan Schule

Ich mache seit 2018 Fan Teng Gong. Damals war ich gerade mit meiner Chemotherapie fertig und hatte eine Krebsoperation hinter mir. Durch die vielen guten Erfahrungen, von denen ich gehört hatte, war es für mich eine echte Option wieder gesund zu werden und auch zu bleiben und mein durch die Krankheit entstandenes Trauma auch zu verarbeiten.

Im ersten Wochenendkurs lernte ich die Grundstellung, sowie die erste der insgesamt 14 Fan Teng Gong Übungen. Um allerdings die erste Übung zu erlernen, musste ich zunächst 40 Minuten lang in der Grundstellung stehen können. Das hörte sich ehrlich gesagt für mich einfach an. Als ich aber dann Stück für Stück länger in der Grundhaltung stand, um die 40 Minuten zu erreichen, merkte ich, dass es gar nicht so leicht war, wie ich zuvor dachte. Mein Körper fing an zu schwitzen und ich hielt es für absolut nicht zu schaffen, jemals 40 Minuten mit gebeugten Beinen und halb ausgestreckten Armen zu stehen. Irgendwie habe ich es aber geschafft und hatte am Ende sogar das Gefühl, dass es eher wieder einfacher wurde. So, als würde mein Körper das von alleine schaffen. Die langsamen Bewegungen der ersten FTG Übung waren dann eine Art „willkommene Abwechslung“ von der langen statischen Grundstellung.

Ich hatte mir ganz fest vorgenommen, das FTG jeden Tag 2 Mal zu üben und das habe ich auch gemacht! Wirklich jeden Tag. Auch im Urlaub habe ich täglich 2 Mal geübt und merkte eigentlich schon von Beginn an, dass es mir guttat. Nach dem Üben war mir die erste Zeit jedes Mal kalt. Entweder hatte ich kalte Füße, oder aber mir war so richtig kalt, am ganzen Körper, obwohl Hochsommer war. Immer wieder merkte ich auch Schmerzen im mittleren Rücken. Diese Schmerzen waren mal heftiger, mal weniger stark, aber immer punktuell an einem kleinen Bereich des Rückens und nach dem Üben sofort vorbei. Diese Schmerzen zogen sich über Monate hin. Mittlerweile, wenn ich diese Zeilen schreibe, merke ich, dass die Schmerzen schon seit längerem nicht mehr aufgetaucht sind.

Ich hatte schon seit Beginn des FTG Übens sehr häufig während oder nach dem Üben starken Drang auf Toilette zu müssen. Nach dem Üben ging es mir jeden Tag anders. Mal wahnsinnig entspannt, mal müde, mal schlecht gelaunt und mal himmelhochjauchzend, aber nie fühlte ich mich danach so wie davor.

Die kommenden Monate versuchte ich an möglichst vielen FTG-Kursen teilzunehmen, was aber auf Grund der Entfernung meines Wohnortes zu den Kursen nicht immer einfach war. Da ich aber von zuhause aus große Unterstützung von meiner Familie bekam, konnte ich dann auch mal für das eine oder andere Wochenende nach Freiburg, nach Hannover, in den Harz oder nach Bremen fahren, wo die Kurse stattfanden.

Ich lernte weitere Übungen und merkte auch weiterhin, wie es mit guttat, 2 Mal täglich zu üben. Manchmal war es eine Überwindung, mich zum Üben hinzustellen, manchmal habe ich mich regelrecht darauf gefreut. Früher hatte ich häufig mit wiederkehrenden Infekten zu tun. Mittlerweile merkte ich nun, wie ich manchmal eine Art Mini-Infekt durchmachte. Von Halsschmerzen über eine verstopfte Nase bis zu Husten und Niesen innerhalb weniger Stunden. Danach war es vorbei. Solche und ähnliche Erlebnisse, vor allem alte „Wehwehchen“, die sich wieder zeigten und dann wieder verschwanden, motivierten mich auch weiterhin, täglich 2 Mal zu üben.

Mittlerweile bin ich mit allen Übungen des FTG durch und übe nach wie vor 2 Mal täglich. Ich merke, wie ich auch insgesamt ruhiger geworden bin, reflektierter und mich weniger schnell aufrege. Früher war ich hektisch, fahrig und habe mich massiv über alles und dauernd ereifert. Ich kann viel besser erkennen, ob mir Sachen guttun, oder ob es das Falsche für mich ist und entsprechend handeln. Ich gehe nicht mehr, oder nur noch selten über meine Grenzen hinaus.

Es ist sehr schwierig, die Wirkung des FTG zu greifen und zu erklären, aber es ist ein Gefühl, was einem sagt, dass es das Richtige ist und man sich mit seinem Körper auf dem richtigen Weg befindet.

Ich werde auf jeden Fall auch weiterhin üben, meine FTG-Zeit ist mir absolut heilig ich und kann es jedem empfehlen, egal ob eine Erkrankung vorliegt, oder nicht.

Hinweis: Diesen Beitrag finden Sie auch hier: https://daoyuanzhai.eu/2021/05/25/2-erfahrungsbericht-zum-fan-teng-gong/ – im Zusammenhang der ersten Preliminarien zu einer anvisierten Studie zum Fan Teng Gong, von der ich demnächst auch auf diesen Seiten berichten werde!