Medizinisches Qigong, Yangsheng Gong, daoistisches Qigong

Zur Verortung von Fan Teng Gong und Nei Jing Gong

Im 2010 auf Englisch und vorher schon in China erschienen Buch Chinese Medical Qigong findet sich eine bemerkenswerte Passage, die hier sinngemäß und etwas verkürzt wiedergegeben wird:

Die Ziele des daoistischen Qigong unterscheiden sich von denen des medizinischen Qigong.

Im medizinischen Qigong geht es darum, seine Gesundheit zu erhalten und Erkrankungen vorzubeugen, indem man Jing, Qi und Shen in ihrer postnatalen Erscheinung nährt und verfeinert. Diese Art des Übens wurde biologische Regulierung genannt, denn sie folgt dem natürlichen Ablauf des menschlichen Lebens.

Im Daoismus jedoch soll dieser natürliche postnatalen Verlauf umgekehrt werden, so dass die Übenden zum ursprünglichen vorgeburtlichen Sein zurückkehren und das Dao verwirklichen. 1

Das Ziel des Buches, aus dem diese Passage stammt, ist es, Übungen aus dem Yangsheng Gong in ihren therapeutischen Einsatzbereichen und in ihrem Gesamtkontext darzustellen:

Yangsheng Gong pflegt die Gesundheit und versucht dabei – ebenso wie das chinesische medizinische Qigong – dem menschlichen Leben optimale Verhaltensweisen zu fördern.

Im klassischen chinesischen Qigong ist die Entwicklung umfassender Gesundheit ebenso von Bedeutung, jedoch mit dem Ziel, eine stabile Basis für weitere Entwicklungen auf dem Weg des Qigong zu ermöglichen.

Hierfür muss das vorhandene biologische Qi nicht nur reguliert, sondern auch vermehrt und transformiert werden – ebenso wie Jing und Shen.

Beiden gemeinsam ist der Versuch, ein einfaches, natürliches Leben zu realisieren. Einmal, um dieses dadurch lange zu erhalten und zum anderen, um all die kostbaren Ressourcen, die das Leben uns mitgegeben hat, zu schonen und nicht zu verlieren, denn sie werden für dem Menschen mögliche Weiterentwicklung benötigt.

Beim Fan Teng Gong handelt es sich ebenso wie beim Nei Jing Gong um klassisches chinesisches Qigong, nicht um chinesisches medizinisches Qigong.

1Liu, Chinese Medical Qigong, ISBN 978-1-84819-096-2, S. 58f.