Walle! walle manche Strecke…

Eine Kursteilnehmerin, die bereits das Fan Teng Gong erlernt hatte und nun beim Nei Jing Gong-1 angelangt war, war sehr angetan von der Kraft dieser Qigongformen. Sie wollte gerne andere davon überzeugen, sie doch auch zu erlernen.

So kam es, dass sie – obwohl wir im Unterricht immer davon abraten, Fan Teng Gong an andere weiter zu geben, ohne die Voraussetzungen dazu zu haben – einer Freundin die Basisübung des Fan Teng Gong zeigte.

Das Fan Teng Gong kann bereits in den ersten fünf Minuten sogenannte ‚Qigongreaktionen‘ auslösen: das Qi erkennt problematische Bereiche und versucht, dort eventuell vorhandene Blockaden aufzulösen. Dies ist manchmal mit Schmerzen verbunden. Diese sind eigentlich positiv zu bewerten, denn sie drücken aus, ‚dass etwas passiert‘. Als Qigonglehrer muss man nur wissen, wie damit umzugehen ist, man muss imstande sein, die energetische Auflösung dieser Blockaden bei Bedarf energetisch zu unterstützen. Nur mit dem Nei Jing Gong-1 ist das noch nicht möglich.

Die Freundin dieser Kursteilnehmerin bekam in den ersten fünf Minuten ihres Übens heftigste Rückenschmerzen. Dies ist eine sehr häufige Qigongreaktion, denn viele haben Probleme mit dem Rücken: solche, die sich bereits gezeigt haben, oder auch solche, die noch latent sind und sich im normalen Alltag noch nicht gezeigt haben. In beiden Fällen können beim ersten Üben des Fan Teng Gong Schmerzen im Rücken auftreten: das Qi versucht, diese (latenten oder bereits manifesten) Blockaden aufzulösen.

Die Kursteilnehmerin wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte und ihre Freundin war alarmiert, die im Üben aufgetretenen Schmerzen waren stark. Sie konsultierte einen Arzt. Dieser kannte das Fan Teng Gong und seine Wirkungen nicht und riet ihr verständlicherweise dringend von Übungen ab, die Rückenschmerzen auslösen.

Die Kursteilnehmerin wusste aus eigener Erfahrung, dass es Qigongreaktionen gibt, auch, dass diese i.d.R. sehr schnell wieder verschwinden: sobald das Qi stark genug ist, kann es die auslösende Blockade auflösen, die Reaktion verschwindet wieder. Da sie nicht wusste, wie sie ihre Freundin energetisch unterstützen könnte, versuchte sie es mit verbalen Erläuterungen.

Die Freundin versuchte es erneut. Die Schmerzen beim Üben traten wieder auf. Nun war sie nicht nur alarmiert, sondern wurde auch misstrauisch: Möglicherweise hatte der Arzt Recht und die Ursache der Schmerzen war in einer falschen Ausführung der Übung zu suchen.

Sie fragte einen Freund, einen Qigonglehrer. Dieser ließ sich die Übung von ihr zeigen. Die Freundin war bereits sehr verunsichert; der Qigonglehrer kannte das Fan Teng Gong auch nicht. Er hatte gelernt und lehrte es selber auch so, dass man beim Stehen das Becken leicht nach vorne kippt. Diese Variante des Stehens ist im Westen verbreitet. Im traditionellen Qigong verwendet man sie nicht. Man nimmt eine Position ein, als würde man sich hinsetzen. Nur so ist perspektivisch ein tieferer Stand möglich. Ein tieferer Stand ermöglicht stärkere Ergebnisse. Im traditionellen Qigong sucht man starke Ergebnisse.

Dem Qigonglehrer war das nicht bekannt. Entsprechend dem, was er gelernt hatte, war der Stand, den ihm die Freundin unserer Kursteilnehmerin gezeigt hatte, falsch. Da die Freundin sehr schockiert von ihren beim Üben auftretenden Schmerzen war, reagierte er demgemäß spontan auch etwas heftig: „Das ist falsch! Diese Position ist nicht richtig! Du musst das anders machen!“

Die Freundin kam nun ganz aufgelöst zu unserer Kursteilnehmerin, um ihr zu berichten, dass sie diese Übungen sicherlich nie erlernen werde.

Der Zauberlehrling wusste nicht, wie er den Besen wieder zum Stillstand bringen könnte: erst sein Meister konnte Abhilfe schaffen.

Die Reaktionen der Freundin hörten von alleine wieder auf: wenn man aufhört, Fan Teng Gong zu üben, verschwinden auch dessen Qigongreaktionen.

Die Anwerbeversuche der Kursteilnehmerin jedoch waren nach hinten losgegangen.